Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Aktuell: Landesfeuerwehrverband Hessen stieß Änderung für Feuerwehr an

Wiesbaden – Der Landesfeuerwehrverband Hessen begrüßt die Änderungen zur Freigabe der Uniformfarbe für Feuerwehren und zur Anhebung der Altersgrenze. Wie Verbandspräsident Norbert Fischer in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte, war der Landesverband an diesen Änderungen sogar maßgeblich beteiligt. „Die Altersgrenze auf 67 Jahre anzuheben, haben wir schon dem damaligen Innenminister Peter Beuth vorgeschlagen“, berichtet er. Schließlich seien 2000 von insgesamt 70000 Mitgliedern über 65 Jahre alt. So sei es zu den zwei Studien gekommen, die zeigten: Die Integration der älteren Feuerwehrleute ist möglich und bringt Vorteile.

Auch bei der Freigabe der Uniformfarben geht es mitnichten nur um modische Vorlieben, wie Fischer erläutert. Einige Feuerwehren in Hessen, etwa in Wehrheim, Baunatal und Gelnhausen, seien schon vor der Änderung der Regelung auf beigefarbene Uniformen umgeschwenkt, denn: „Die krebserregende Verrußung sieht man auf den blauen Uniformen nicht so gut, auch wenn sie natürlich hinterher immer gründlich gereinigt werden.“ 

Beuth habe allerdings einen Wiedererkennungswert gewollt und daher auf einheitliches Blau gepocht. „Den neuen Innenminister Robert Poseck konnten wir aber überzeugen“, freut sich Fischer.

PRO

Aktuell: Feuerwehren dürfen Farbe der Uniform wählen

Wiesbaden – Bislang durften Hessens Feuerwehren nur in blauer Dienstkleidung im Einsatz sein – künftig sind andere Farben möglich. Wie das Innenministerium in Wiesbaden mitteilte, ist es den Feuerwehren selbst überlassen, die Farbe zu wählen. Alternativ zu blau komme etwa „eine sandfarbene Einsatzkleidung in Betracht“. Mit der Freigabe will das Land Vorgaben abbauen. Die Änderung der Hessischen Feuerwehrbekleidungs- und Dienstgradeverordnung sei bereits unterzeichnet, erklärte ein Ministeriumssprecher. Der Wunsch nach freier Farbwahl sei immer wieder an ihn herangetragen worden, erläuterte Innenminister Roman Poseck (CDU). „Wir leisten damit nicht nur einen Beitrag zur Motivation, sondern auch zu modernen Rahmenbedingungen.“ Der Farbwechsel sollte aus Kostengründen nur im Rahmen von ohnehin anstehenden Neuausstattungen erfolgen. Zudem soll nach Plänen des Ministeriums die Altersgrenze für aktive Feuerwehrleute angehoben werden. Pilotprojekte hätten ergeben, dass ehrenamtliche Einsatzkräfte bis zur Vollendung des 67. Lebensjahres Dienst leisten können. Die Altersgrenze liegt derzeit bei 60 Jahren und kann auf Antrag auf 65 Jahre erhöht werden.

DPA

KatS Waldbrandübung "Holzwurm"

Hier einige Eindrücke der KatS Wandbrandübung "Holzwurm" vom 05. April 2025 im Frankfurt Stadtwald.

Feuerwehrleute müssen freiwillig mehr arbeiten

Frankfurt – Da sich die Personalsituation im Einsatzdienst der Branddirektion in den vergangenen Monaten zunehmend verschärft hat, dürfen bei der Berufsfeuerwehr von April an vorübergehend freiwillige Zusatzschichten im Einsatzdienst geleistet werden. Diesen Zusatzschichten habe sie zugestimmt, teilte Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP) den Mitgliedern des Sicherheitsausschusses am Montagabend schriftlich mit. 

Seit längerem müssen Berufsfeuerwehrleute im Rettungsdienst aushelfen, weil die Hilfsorganisationen wie Johanniter, ASB und Rotes Kreuz wegen Personalnot nicht mehr stets alle Rettungswagen besetzen können. Vor einem Jahr hatte die Branddirektion daher drei Zusatz-Rettungswagen in Eckenheim, der Nordweststadt und am Flughafen stationiert, besetzt mit Personal der Berufsfeuerwehr besetzt. Zugleich seien Belastungen, Ausfälle und Abgänge in der Berufsfeuerwehr hoch, erklärt Rinn. Dadurch könne nun der vorgeschriebene Zeitausgleich „nicht mehr adäquat“ gewährt werden. „Das muss alarmieren“, warnt die Dezernentin. Eine langfristige Stabilisierung des Personalpools sei zwar bereits „auf den Weg gebracht“. Sie wirke aber erst „mit zeitlichem Versatz“. So soll die Feuerwehr mehr Stellen bekommen, die Ausbildung von Notfallsanitätern wurde verstärkt.

Auch in der Zwischenzeit muss die Stadt den Betrieb auf den Feuer- und Rettungswachen sicherstellen. Seit Anfang des Jahres kümmert sich eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe in der Branddirektion um Lösungen. So unterstützen nun bereits Mitarbeiter aus Fachabteilungen den Einsatzdienst, erklärt Rinn. Und seit 1. April gebe es je Schicht vier zusätzliche Mitarbeiter, um kurzfristige, unvorhergesehene Personalausfälle zu kompensieren. Für diese Dienste könnten sich Mitarbeiter freiwillig melden, sie würden als Mehrarbeit vergütet. Arbeitsrechtliche Vorgaben würden „selbstverständlich eingehalten“. Die „Überbrückungsmaßnahme“ sei auf maximal ein Jahr befristet.
DPG

Viele Bagatellanrufe belasten die 112

Leitstelle für Feuerwehr und Rettungsdienst leidet unter gestörtem Arzt-System

Rotes Licht für aktiven Notruf: An 18 Arbeitsplätzen nehmen die Disponenten in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr die Anrufe der 112 entgegen, vorn Alexander Gärtner. Die hohe Zahl von Bagatellanrufen macht ihnen zu schaffen. © Bernd KammererFrankfurt – Weil immer mehr Menschen ohne einen Notfall anrufen, ist die Leitstelle der Feuerwehr in Frankfurt seit langem überlastet. Damit dennoch bei 95 Prozent aller Anrufe nach spätestens zehn Sekunden ein Disponent jeden Anruf entgegennimmt, musste die Berufsfeuerwehr viel Personal hierher umsetzen. Gelöst ist das Problem damit nicht.

Das spürt Alexander Gärtner (28) aus Kalbach, wenn er eine 24-Stunden-Schicht an einem der 18 Disponenten-Arbeitsplätze absolviert. Neun Stunden lang nimmt er dann hier Anrufe an die 112 an: „Notruf Feuerwehr und Rettungsdienst“, meldet er sich. Die Verkäuferin einer Bäckerei im Dornbusch ruft an. Ein Mann sitze im Laden auf einem Stuhl, er wolle nicht gehen und er wirke, als gehe es ihm nicht gut. 

Gärtner fragt nach, der Mann sitzt offenbar schon länger dort, hat vom Personal eine Cola bekommen. Wie es ihm geht? Die Verkäuferin weiß es nicht. Gärtner bittet sie, zu fragen, ob er den Rettungsdienst wolle. Keine Reaktion. „Dann sende ich die Kollegen, aber ohne Blaulicht“, sagt er der Anruferin. „Falls sich etwas an der Lage ändert, rufen Sie bitte noch mal an, ja?“ Sie sagt Ja.

Allzu gerne hätte Alex Gärtner diesen Rettungsdiensteinsatz verhindert. Doch im Zweifel werden die Kollegen immer alarmiert. Auch wenn Rettungsdienst und Leitstelle seit geraumer Zeit sehr stark belastet sind. Wie stark, hat der ausgebildete Notfallsanitäter und Berufsfeuerwehrmann in seiner Zeit auf der Wache 3 in Nied lange selbst erlebt. Bis auch er in die Leitstelle wechselte, wegen Überlastung dort.

„Die kassenärztliche Akutversorgung funktioniert nicht mehr“, sagt Leitstellenleiter Frank Ditzel. „Das fällt uns vor die Füße.“ Und: „Die Menschen sind nicht mehr in der Lage, mit einfachen Krankheiten umzugehen“, sagt Direktionsbereichsleiter Andreas Ruhs. „Gefühlt“ gehe es jedem schlecht. In der Bevölkerung gehe die Routine verloren, mit Erkrankungen umzugehen. 

Schneller zu Hilfe mit Fachleuten am Hörer

Manche Menschen gingen nicht zum Hausarzt, andere bekämen beim ärztlichen Notdienst unter 116117 keine Hilfe. Manche erhofften sich eine schnellere Behandlung im Krankenhaus, wenn sie per Rettungswagen dorthin kommen. Ein Trugschluss, sagt Ruhs. „Dort wird jeder triagiert.“ Die Notaufnahme prüfe immer, wie eilig es sei.

Doch nur, wenn es lebensbedrohlich ist, ist die 112 die richtige Adresse. 50 Einsätze laufen stadtweit fast immer gleichzeitig, in der Spitze sogar 70, koordiniert von der Leitstelle im Brandschutzzentrum (BKRZ) im Marbachweg. Die Abwechslung mag Alex Gärtner. „Man weiß nie, was kommt.“ Mit seiner Erfahrung schnell im Gespräch aufzuspüren, was passiert ist, das reizt ihn. Dabei stellen die Disponenten den Anrufern erst einmal nur die eine offene Frage, lassen sie dann reden, fragen nur gezielt nach. 

Diese „strukturierte Abfrage“ mit hoch qualifiziertem Personal bringe die schnellsten Ergebnisse, erklärt Frank Ditzel. Einige andere Leitstellen hätten wegen des Personalmangels Quereinsteiger an die Notruf-Telefone gesetzt, die eine „standardisierte Abfrage“ machen, einen festen Fragenkatalog durchgehen. 

Das haben sich die Frankfurter auch angeschaut – und verworfen. Zu lange dauere es, und die Einsatzkräfte würden stärker belastet, weil sie fast immer ausrücken müssten. Frankfurt setzt auf „viel Kompetenz beim Mitarbeiter am Telefon“, sagt Ditzel, „um bewerten zu können, was der Bürger schildert“. So ist Hilfe schneller und gezielter möglich. Ihr Vorgehen lassen die Frankfurter wissenschaftlich begleiten. Nur vier Prozent der Rettungsdienstpatienten seien wirklich in Lebensgefahr, bei 15,4 Prozent könne es nicht ausgeschlossen werden, sagt Deike Böhly, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Branddirektion. „Das muss der Disponent herausfinden.“ Jemand ohne Erfahrung könne das nicht.

Nachdem 2024 das spontane Umsetzen von 40 Mitarbeitern aus den Feuerwachen auf die Leitstelle zwar den Notruf sicherte, mussten die Lücken im Wachpersonal gefüllt werden – was inzwischen erfolgt ist, nachdem die Stadt neue Personalstellen freigab. 

Kaum hat Alex Gärtner den Rettungsdienst in die Bäckerei geschickt, der nächste Anruf. Eine bewusstlose Person in einem Laden im Gallus. „Legen Sie ihn in die stabile Seitenlage – wissen Sie, wie das geht?“ Ja, der Anrufer weiß es. „Notarzt und Rettungswagen sind gleich da.“ Meist dauert ein Gespräch eine gute Minute. Für diese schnelle Hilfe ist die 112 da. 
DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN 


178 000 Notrufe – und keine Problemlösung
  • 178 000 Notrufe auf der 112 hat die Leitstelle der Branddirektion für Feuerwehr und Rettungsdienst 2024 entgegengenommen. 100 Mitarbeiter arbeiten in der Leitstelle.
  • Die Feuerwehr musste 2024 zu 7900 Bränden und 6600 technischen Hilfeleistungen ausrücken. Der Rettungsdienst wurde im Jahr 2024 zu 158 000 Einsätzen alarmiert.
  • Wie sich das Problem der vielen Bagatellanrufe lösen lässt? Das System der ärztlichen Bereitschaftsdienste und dessen Erreichbarkeit müsse wieder signifikant besser werden, sagt Leitstellenleiter Frank Ditzel, damit die Bürger dort Hilfe bekommen. Auch wünscht sich die Branddirektion eine Verzahnung von Notruf 112 und ärztlichem Notdienst 116117, um Fälle direkt auszutauschen, wie es das früher in Frankfurt gab. Das zu ändern ist allerdings Sache von Ärzten und Bundespolitik.

DPG