Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Leitstellen: Fusion umstritten

Branddirektion lehnt Forderungen der Kranken- und Ersatzkassen ab

Die Frankfurter Leitstelle bearbeitet rund 150000 Einsätze pro Jahr. Die Idee, sie mit Offenbach zu fusionieren, stößt hier auf große Skepsis. © Bernd KammererFrankfurt. - 25 Rettungsleitstellen in Hessen sind zu viel. Zu diesem Ergebnis kommt ein Prüfbericht im Auftrag der Verbände der Krankenkassen und der Ersatzkassen in Hessen, den diese in der vergangenen Woche in einer Pressekonferenz vorgestellt haben. Würde man stattdessen – analog zu den Krankenhausversorgungsgebieten – sechs größere Gebiete und eine virtuelle Landesleitstelle schaffen, so der Bericht, hätte das mehrere Vorteile. Erstens würde die Logistik einfacher, weil es weniger Gebietsgrenzen und Zuständigkeiten gäbe. Zweitens könnte man die Prozesse besser standardisieren und so die Versorgungsqualität erhöhen. Dadurch könnte man drittens, und das bestätigten Beispiele aus England und den Niederlanden, enorm viel Geld sparen. 

Allein für die Fusion von Frankfurt mit Offenbach errechnet der Bericht ein Einsparpotenzial von 41 Prozent. Dieses Geld könne man zum Beispiel nutzen, um die geplante Reform der Notfallversorgung zu finanzieren, die unter anderem vorsieht, die Notrufzentralen der Krankenkassen, also die 116117, und die Leitstellen der Feuerwehr, also die 112, enger zu vernetzen. 

Vom Bedarf her denken

Frank Ditzel, der Leiter der Frankfurter Leitstelle, hält von diesen Ideen wenig. Natürlich könne man sparen, indem man IT-Dienstleistungen oder Verwaltung zusammenlege. Aber man müsse die Sache vom Bedarf her denken. Und der sei in Frankfurt völlig anders als im Rest Hessens, so dass eine vollständige Zusammenlegung nicht sinnvoll sei. Zwar seien rund 90 Prozent der Einsätze Rettungsdienstfahrten, doch sind die Leitstellen auch für Feuerwehreinsätze und Katastrophenschutz zuständig. „Und Frankfurt hat eine völlig andere Bedrohungslage als ein ländlicher Landkreis.“ 

Wenn zum Tagesgeschäft ein Anschlag oder ein Massenanfall von Verletzten komme, müsse die Leitstelle Führungsaufgaben übernehmen, ergänzt Markus Röck, Amtsleiter der Branddirektion. Eine weiter entfernte Leitstelle mit Mitarbeitern ohne Ortskenntnis könne diese Doppelbelastung nicht stemmen. 

Selbst die Frankfurter Leitstelle fühlte sich für diese Aufgaben nicht mehr gut genug gerüstet. Deshalb wurde sie in den vergangenen sechs Jahren völlig neu aufgebaut: unter anderem mit Schichten, die ans Fallaufkommen angepasst sind, einer eigenen Software und einem eigenen Abfrage-Standard am Telefon.

In vielen Leitstellen-Gebieten gebe es keine Berufsfeuerwehren, die im Bericht geforderte KI-gestützte Telefonabfrage biete den Mitarbeitern Rechtssicherheit, erklärt Ditzel. In Frankfurt seien aber alle Leitstellenmitarbeiter auch im Rettungsdienst tätig, sie könnten die Antworten der Bürger besser einschätzen als jede KI. „Wir lassen unser System wissenschaftlich begleiten, und die Rechtsstreitigkeiten sind auf so niedrigem Niveau, dass wir sicher sind, auf einem guten Weg zu sein.“

Auch eine eigene Software sei unumgänglich gewesen, sagt Röck. Erstens sei die Landessoftware für das Frankfurter Modell weder leistungsfähig noch flexibel genug. Zweitens könne es bei Updates zu Ausfällen kommen – bei mehr als 400 Einsätzen pro Tag ein K.-o.-Kriterium. „Und stellen Sie sich mal vor, sie wird gehackt und alle hängen dran. Verschiedene Systeme erhöhen die Resilienz“, sagt Ditzel. 

Wahr sei, dass bei der Kommunikation mit anderen Leitstellen „noch Luft nach oben“ sei, sagt Röck. „Wir sind mit der Digitalisierung noch nicht so weit, wie wir gerne wären, diese Kritik müssen wir annehmen.“ Nichtsdestotrotz: Die Zusammenarbeit funktioniere. Markus Schips, Geschäftsführer des Malteser Rettungsdienstes Bezirk Hessen, bestätigt: „Unsere Rettungsmittel werden zuverlässig alarmiert.“ 

Man werde den Bericht nun natürlich trotzdem genauer prüfen, kündigt Röck an, „aber ich bezweifle, dass es bei uns so viel Einsparpotenzial gibt.“ Zudem kritisiert er die Art der Veröffentlichung: Über die Pressekonferenz seien Leitstellen und Landesfeuerwehrverband erst am Abend vorher informiert worden, sie sei mit Vorwürfen gespickt gewesen. „Das soll uns Druck machen. Bei diesem Thema, bei dem wir das Vertrauen der Menschen brauchen, halte ich das für unangemessen.“ 

Zumal das größte Problem der Leitstellen in dem Bericht gar nicht angesprochen werde: dass immer mehr Menschen die 112 anrufen, weil sie sonst nirgends Hilfe finden. „Das Gesundheitssystem ist mittlerweile völlig dysfunktional“, sagt Röck. „Und dann kommen die, die die 116117 betreiben, und sagen, wir sollen sparen. Das halte ich für fragwürdig.“SARAH BERNHARD

Bevölkerungsschutzübung „ÜB`S 2025“

Hier einige Eindrücke von der Bevölkerungsschutzübung „ÜB`S 2025“ im FRTC am Freitag den 27. Juni. 2025.

Feuerwehr will per Drohne schneller helfen

Viele Einsatzmöglichkeiten: Lage erkunden, Live-Bilder senden, Menschen helfen

Drohnen kommen überall hin, oftmals schneller als die Einsatzkräfte selbst. Das will sich die Feuerwehr noch mehr als bislang zunutze machen. © FeuerwehrFrankfurt – Die Berufsfeuerwehr will verstärkt auf Unterstützung durch Drohnen setzen und dadurch schneller werden. Das kündigt Sicherheitsdezernentin Annette Rinn (FDP) an. Drohnen könnten schneller als Einsatzkräfte am Boden eine Einsatzstelle erreichen und schon wenige Minuten nach der Alarmierung „erste Lagebilder“ übermitteln.

Damit ließe sich „die Effektivität und Einsatzfähigkeit der Gefahrenabwehr signifikant“ erhöhen, erklärt die Dezernentin. Denn Einsatzkräfte auf der Straße bräuchten verkehrsbedingt oft einige Zeit bis zum Einsatzort. 

Beispielsweise könne bei Verkehrsunfällen auf Autobahnen die Unfallstelle verifiziert werden. „Dies gestattet eine gezielte Nachforderung und Disposition weiterer Einsatzkräfte“, sagt Rinn.

Die Feuerwehr in Frankfurt war 2012 eine der ersten Feuerwehren bundesweit, die Drohnen in ihrer Arbeit einsetzten. Heute würden Drohnen und Erkundungscopter „in vielfältigen Fällen“ eingesetzt, betont die Dezernentin – etwa zur Erkundung und Kontrolle, bei Vegetationsbränden, bei der Wasserrettung, zum Kontrollieren von Löscharbeiten bei Großbränden. Bei der Personensuche werden Copter eingesetzt, die unter anderem mit Wärmebildkamera ausgestattet sind.

In Benutzung sind die Drohnen und Copter bei der Berufsfeuerwehr, der Rettungshundestaffel der Freiwilligen Feuerwehr und der Johanniter-Unfallhilfe. Das erklärt Annette Rinn auf eine parlamentarische Anfrage der SPD-Stadtverordneten Esther Gebhardt hin. Die hatte berichtet, dass die Freiwilligen Wehren im Main-Taunus-Kreis fünf Drohnen besäßen und von guten Erfahrungen berichteten.

Für die für 2026 geplante Ausweitung des Drohneneinsatzes wolle die Branddirektion einen externen Dienstleister beauftragen, erklärt die Dezernentin. „Ein erster Beratungstermin mit einem potenziellen Anbieter hat bereits stattgefunden.“ Rund 10000 Euro im Monat würde diese Dienstleistung kosten. „Zur Sicherstellung der optimalen Einsatzfähigkeit und Qualitätssteigerung der Gefahrenabwehr wäre die Beschaffung zu empfehlen.“

Ganz konkret könnten Drohnen auch Ertrinkenden helfen, etwa im Main. So könnten die Fluggeräte Schwimmhilfen – etwa eine Rettungsboje – zum Einsatzort bringen und über der Person abwerfen – „deutlich bevor Einsatzkräfte am Unglücksort eintreffen können“. Das zeigt laut Sicherheitsdezernentin Rinn den „Zugewinn an Handlungsschnelligkeit und Sicherheit“, der dank der Drohnen erreicht werden könne. 
DENNIS PFEIFFER-GOLDMANN

Aktuell: Landesfeuerwehrverband Hessen stieß Änderung für Feuerwehr an

Wiesbaden – Der Landesfeuerwehrverband Hessen begrüßt die Änderungen zur Freigabe der Uniformfarbe für Feuerwehren und zur Anhebung der Altersgrenze. Wie Verbandspräsident Norbert Fischer in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte, war der Landesverband an diesen Änderungen sogar maßgeblich beteiligt. „Die Altersgrenze auf 67 Jahre anzuheben, haben wir schon dem damaligen Innenminister Peter Beuth vorgeschlagen“, berichtet er. Schließlich seien 2000 von insgesamt 70000 Mitgliedern über 65 Jahre alt. So sei es zu den zwei Studien gekommen, die zeigten: Die Integration der älteren Feuerwehrleute ist möglich und bringt Vorteile.

Auch bei der Freigabe der Uniformfarben geht es mitnichten nur um modische Vorlieben, wie Fischer erläutert. Einige Feuerwehren in Hessen, etwa in Wehrheim, Baunatal und Gelnhausen, seien schon vor der Änderung der Regelung auf beigefarbene Uniformen umgeschwenkt, denn: „Die krebserregende Verrußung sieht man auf den blauen Uniformen nicht so gut, auch wenn sie natürlich hinterher immer gründlich gereinigt werden.“ 

Beuth habe allerdings einen Wiedererkennungswert gewollt und daher auf einheitliches Blau gepocht. „Den neuen Innenminister Robert Poseck konnten wir aber überzeugen“, freut sich Fischer.

PRO

Aktuell: Feuerwehren dürfen Farbe der Uniform wählen

Wiesbaden – Bislang durften Hessens Feuerwehren nur in blauer Dienstkleidung im Einsatz sein – künftig sind andere Farben möglich. Wie das Innenministerium in Wiesbaden mitteilte, ist es den Feuerwehren selbst überlassen, die Farbe zu wählen. Alternativ zu blau komme etwa „eine sandfarbene Einsatzkleidung in Betracht“. Mit der Freigabe will das Land Vorgaben abbauen. Die Änderung der Hessischen Feuerwehrbekleidungs- und Dienstgradeverordnung sei bereits unterzeichnet, erklärte ein Ministeriumssprecher. Der Wunsch nach freier Farbwahl sei immer wieder an ihn herangetragen worden, erläuterte Innenminister Roman Poseck (CDU). „Wir leisten damit nicht nur einen Beitrag zur Motivation, sondern auch zu modernen Rahmenbedingungen.“ Der Farbwechsel sollte aus Kostengründen nur im Rahmen von ohnehin anstehenden Neuausstattungen erfolgen. Zudem soll nach Plänen des Ministeriums die Altersgrenze für aktive Feuerwehrleute angehoben werden. Pilotprojekte hätten ergeben, dass ehrenamtliche Einsatzkräfte bis zur Vollendung des 67. Lebensjahres Dienst leisten können. Die Altersgrenze liegt derzeit bei 60 Jahren und kann auf Antrag auf 65 Jahre erhöht werden.

DPA