Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Frü​her schraub​te man sich ge​gen​sei​tig die Schläu​che ab

Der ehemalige Wehrführer Udo Blecker hat die Geschichte des Kreisfeuerwehrverbands zusammengetragen

Höchst. - Es gab Einsätze in Frankfurt, von denen in den Feuerwachen auch nach Jahrzehnten noch mit einem Kratzen im Hals gesprochen wird. Dazu gehört das Feuer im Selmi-Hochhaus, das am 23. August 1973 in Flammen stand und als erster Hochhaus-Brand der Republik gilt - er wurde zum Ausgangspunkt modernen Feuerschutzes für Hochbauten in Deutschland und der Start der Karriere des obersten Brandbekämpfers Ernst Achilles. Unvergessen wird auch immer das Feuer in den Zeil-Kaufhäusern Schneider und Kaufhof 1968 bleiben. Damals hatten vier Täter, die später als erste Generation der RAF galten, Brandsätze gezündet. Und unvergessen ist der Brand vom 12. November 1987, als das Opernhaus in Flammen stand und die letzten Glutnester erst sechs Tage später abgelöscht waren.

Meilensteine der Feuerwehrgeschichte

Der Höchster Udo Blecker erforscht die Feuerwehr-Historie.Es sind Meilensteine, die zur Frankfurter Feuerwehrgeschichte gehören. Der Höchster Udo Blecker, selbst lange Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Höchst, hat sie jetzt in einem Buch festgehalten - in der Reihe "Stadtteilhistoriker" der Stiftung Polytechnische Gesellschaft hat der gelernte Maler und Lackierer die Geschichte des Frankfurter Kreisfeuerwehrverbands zusammengetragen, der im vergangenen Jahr sein 150-jähriges Bestehen feiern konnte.

Blecker, der 1970 in die Freiwillige Feuerwehr Zeilsheim eintrat und 1988 nach einem Umzug nach Höchst wechselte, ist kein Theoretiker, sondern Praktiker. Er ist der Mann, der über die umfangreichste Feuerwehrausbildung aller bisherigen Höchster Wehrführer verfügt - er ist befähigt, Feuerwehrverbände zu führen, und er bekam außer den "üblichen" Brandschutzabzeichen auch den Sächsischen Fluthelfer-Orden und das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold verliehen. Seit 2010 ist der 1952 geborene Blecker im Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands Frankfurt Fachbereichsleiter der Alters- und Ehrenabteilung.

Den Alarm gab der Bürger-Capitain

Unterlagen zur Frankfurter Feuerwehrgeschichte hat er aus allen ihm zugänglichen Quellen zusammengetragen. Dabei hat er nicht nur die Geschichte des 1869 gegründeten Kreisfeuerwehrverbands recherchiert, sondern erläutert auch, wie das Löschwesen in früheren Jahrhunderten in den Städten geregelt war: In Frankfurt etwa war die Stadt in 14 Quartiere aufgeteilt, die jeweils einem Bürger-Capitain unterstanden. Jeder Bürger erhielt bei der Ableistung seines Bürgereids einen ledernen Feuerlöscheimer, den er in seinem Haus bereitzuhalten hatte - bis der Bürger-Capitain Alarm gab. In den 1840er Jahren entstanden erste Turner-Feuerwehren; erste Pflicht-Feuerwehren wurden im Herzogtum Nassau - zu dem die Stadt Höchst gehörte - ab 1835 aufgestellt. Die Höchster Wehr, 1852 gegründet, ist heute die älteste in Frankfurt und die zweitälteste in Hessen. Auch sie gehört zum Kreisfeuerwehrverband Frankfurt, zu dem alle Freiwilligen und Berufswehren der Stadt Frankfurt gehören. Ausschlaggebend für die Gründung war wohl die Rivalität zwischen freiwilligen Löschgruppen und einem bezahlten "Feuerlöschbataillon" bei einem Brand in einer Garn- und Wollhandlung am Liebfrauenberg im Februar 1869: Die Freiwilligen hatten den Schlauch der bezahlten Wachmannschaft abgeschraubt, um Wasser für ihre eigene Pumpe zu bekommen. Den Bericht dazu zitiert Udo Blecker:

"Nicht allein, dass durch dieses ungeziemende Verfahren die Tätigkeit der Wachmannschaft gehemmt wurde, so wäre daraus bald noch eine gemütliche Keilerei entstanden." Weiter heißt es: "Es ist ein eifriges Auftreten von Löschmannschaften wohl zu loben, alleine wenn, wie es hier in dem Fall war, durch zu große Wassermengen mehr demoliert als gut gemacht wird, ist ein solches Auftreten gewiss zu tadeln."

Die Feuerwehrtrupps in Frankfurt schlossen sich in der Folge zusammen - daraus entwickelte sich der Stadtverband. Südlich des Mains bildeten die Landgemeinden Oberrad, Niederrad und Schwanheim ebenfalls im Jahr 1869 freiwillige Feuerwehren. 1872 wurde in Wiesbaden der Nassauische Feuerwehr-Verband gegründet, auf den, so erklärt Udo Blecker, auch die Wehren der Freien Reichsstadt Frankfurt einigen Einfluss ausübten, denn immer wieder wurden Wehrführer aus Frankfurts Vororten an seine Spitze gewählt.

Wer mehr über die interessante Geschichte des Kreisfeuerwehrverbands Frankfurt lesen möchte: Das Buch gibt es bislang nur beim Autoren Udo Blecker. Der ist erreichbar unter Telefon (0 69) 30 45 69. Die öffentliche Vorstellung der "Stadtteilhistoriker"-Projekte musste wegen der Corona-Pandemie bis auf Weiteres verschoben werden.