Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Nach dem Alarm in den Videoraum

Feuerwehr übt Großeinsatz an der Käthe-Kollwitz-Schule / Künstliches Feuer nach 30 Minuten gelöscht

Es sah ziemlich schlimm aus,was sich am Pfingstsamstag in derKäthe-Kollwitz-Schule abspielte: Feuer,Schreie, Verletzte. Zum Glück war alles nur gespielt. Die Feuerwehr übte den Einsatz bei Großalarm.

Frankfurt · Es ist ziemlich genau 11 Uhr vormittags an einem sonnigen Freitag, als eine gewaltige Explosion Zeilsheim erschüttert. Viele Menschen, die zu diesem Zeitpunkt in ihren Häusern sind, haben den ohrenbetäubenden Knall gehört. Andere sehen nahezuzeitgleich eine gewaltige Rauchsäule, die in der Nähe der Westhöchster Straße aufsteigt. Besorgt greifen die Bürger zu ihren Telefonen, um die Nummer des Notrufs zu wählen.

Derweil löst in der Käthe-Kollwitz-Schule der Hausalarm aus.

Mehr als 120 Schülerinnen und Schüler haben die vierte Stunde ihres Unterrichtsfachs. In panischer Angst springen sie auf,werden wahllos und in Hektik von ihren Klassenlehrern zu einem der Ausgänge geleitet. Hysterisches Schreien hallt aus den Gängen. Einige Kinder stürzen und werden von anderen überrannt. Aus dem Obergeschoss des Altbaus schlagen hohe Flammen, Scheiben bersten durch den Druck und überall ist dicker, weißer Qualm zu sehen. Einige Schaulustige haben sich bereits eingefunden – sie zählen mehr als zehn Menschen, die noch in dem Gebäude eingeschlossen sind. Das Sicherheitsdezernat der Stadt ist inzwischen damit beschäftigt, eine Hotline einzurichten, bei der sich besorgte Eltern informieren können.

Doch keiner der Feuerwehrmänner oder Sanitäter, der inzwischen am Einsatzort angekommen ist, verfällt in Hektik. Vielmehr zücken einige Uniformierte ihre Videokameras und filmen die Flammen, die aus Containern auf dem Dach lodern. Es nicht 11 Uhr am Samstag, sondern Pfingstsamstag gegen Nachmittag und Kinder befinden sich zum Glück keine in der Schule. Denn was augenscheinlich wie ein Stadtteil-GAU aussieht, ist in Wirklichkeit eine Schauübung des Kreisfeuerwehrverbands Frankfurt. Insgesamt über 100 Feuerwehrmänner und Rettungshelfer mimen gemeinsam den Großbrand. Pressesprecher Markus Heuser betont, dass unter vollem Einsatz und äußert real geprobt werde: „Es haben tatsächlich einige besorgte Bürger den Notruf gewählt.“ Mit dem groß angelegten Test solle ein „erfolgreiches Zusammenwirken der Einsatzkräfte“ erreicht werden.

Dazu werden die Löschzüge bereits vor dem Ausrücken koordiniert. Bevor die Freiwillige Feuerwehr als erste Einheit eintrifft, wird das Gelände der Käthe-Kollwitz-Schule in drei Einsatzabschnitte geteilt. In der Einsatzleitstelle der Feuerwehr Frankfurt werden alle Feuerzeuge diesen Abschnitten vorab zugeordnet. Auf dem Schulhof und der Fläche an der Frankenthaler Straße richten sich die Drehleitern der Wagen auf, um zu den „Verletzten“ im ersten Stock zugelangen. An der Blauländchenstraße schlagen Helfer von ASB und DRK eine Verletztensammelstelle auf. Die Kinder und Lehrer, die hier „mit teilweise schwersten Brandverletzungen und Rauchvergiftungen“ behandelt werden, haben Maskenbildner vorher mit Kleber und Farbe realistisch geschminkt. „Ein Darsteller war so authentisch, dass wir tatsächlich Angst bekamen und uns beeilt haben“, gesteht ein Sanitäter.

Während die ersten Helfer mit Gasmasken in das Gebäude stürmen, karren die Ehrenamtlichen Brandschützer aus Sindlingen große Ventilatoren heran. Die Überdruckbelüftungen sollen die beißenden Rauchschwaden aus dem Gebäude blasen und freie Sicht ermöglichen. „Das ist für den kompletten Einsatz von hoher Bedeutung“, erläutert Sprecher Heuser.

Nach etwa einer halben Stunde ist das Feuer gelöscht und alle Personen gerettet. Die Leitern senken sich ab, Schläuche werden gekappt und eingerollt, die Feuerwehrmänner nehmen ihre schwere Uniformen und Geräte ab. Jetzt bleibt Zeit, sich die Videos anzusehen.

Markus Bulgrin