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*** Corona-Krise 2020: Deshalb sollte COVID-19 niemals unterschätzt werden! ***

Triage-Regeln in der Corona-Pandemie  

So entscheiden Ärzte, wer gerettet wird – und wer nicht

14.11.2020, 15:44 Uhr | mwe, dpa

Corona-Ausbruch: So entscheiden Ärzte, wer gerettet wird – und wer nicht. Ärzte auf einer Intensivstation: Sie müssen im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. (Quelle: dpa/Claudio Furlan/LaPresse/AP)

Ärzte auf einer Intensivstation: Sie müssen im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. (Quelle: Claudio Furlan/LaPresse/AP/dpa)

In Nachbarländern wie Belgien sind die Kliniken bereits überlastet. Auch in Deutschland könnten die medizinischen Ressourcen an ihre Grenzen kommen. Was passiert, wenn man nicht mehr alle Covid-19-Patienten behandeln kann?

Überblick

Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter an. Viele Mediziner warnen vor einem Mangel an Intensivbetten und Pflegepersonal in deutschen Krankenhäusern. Im Ernstfall müssen Ärzte die Ressourcen an die Covid-19-Erkrankten verteilen – nach dem System der Triage.

Was bedeutet Triage?

Unter Triage wird in der Notfall- und Katastrophenmedizin die Einteilung von Verletzten oder Erkrankten im Fall eines Massenaufkommens von Patienten verstanden. Die Entscheidung darüber, wer behandelt wird, richtet sich dabei nach der Schwere der Infektion oder Krankheit.

Diese Organe kann das Coronavirus schädigen

"Triage" leitet sich von dem französischen Wort "trier" ab, das "sortieren" oder auch "aussortieren" bedeutet.

Das System kommt aus der Militärmedizin. Ende des 18. Jahrhunderts fanden sich im "Königlich-Preußischen Feldlazareth-Reglement" erste Angaben, wie Verwundete nach Schweregraden eingeteilt werden sollten. Unter Napoleon I. entwickelte der Militärchirurg Dominique Jean Larrey "fliegende Lazarette": Die Verwundeten wurden auf dem Schlachtfeld nach der Schwere ihrer Verletzungen sortiert und, wenn nötig, vor Ort behandelt. Der Begriff "Triage" wurde noch nicht verwendet, er setzte sich erst später durch.

Diese Kriterien gelten bislang in Deutschland

In Deutschland wird die Triage heutzutage in Notaufnahmen angewandt. Beim "Manchester Triage System" etwa wird der Patient innerhalb kürzester Zeit nach den folgenden Kategorien beurteilt:

  • Lebensgefahr
  • Bewusstsein
  • Blutverlust
  • Schmerzen
  • Temperatur
  • Krankheitsdauer

Entsprechend dieser Einschätzung wird er einer von fünf Dringlichkeitsstufen zugewiesen: sofort, sehr dringend, dringend, normal, nicht dringend. Diesen Gruppen wiederum sind maximale Wartezeiten zugeordnet, also die Zeitspanne, nach der ein Patient spätestens Arztkontakt haben soll.

Allerdings geht man im Krankenhausalltag gewöhnlich davon aus, dass alle Patienten bestmöglich behandelt werden können. Doch bereits im Frühjahr hat die Corona-Situation in Italien gezeigt: Ärzte müssen bei hohem Patientenaufkommen und wenigen Intensivplätzen entscheiden, wer beatmet wird und wer nicht.

"Für diesen Fall muss es allgemeingültige, transparente Kriterien für die Triage geben", sagte Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Kapazitäten in Krankenhäusern (Stand 29. Oktober 2020)
In Deutschland gibt es dem DIVI-Register zufolge aktuell bundesweit knapp 30.000 Intensivplätze, von denen aktuell ca. 7.500 frei sind.

Corona-Krise: Wer wird behandelt – und wer nicht?

Ein Triage-Gesetz gibt es in Deutschland nicht. Es ist also nirgends explizit gesetzlich geregelt, wie Ärzte in Notfallsituation über Leben und Tod entscheiden müssen. Sieben medizinische Fachgesellschaften – unter anderem die DIVI – haben bereits im März entsprechende Handlungsempfehlungen für die Triage in Corona-Zeiten erarbeitet. Die Leitlinien sollen die behandelnden Ärzte bei den schwierigen Entscheidungen unterstützen.

In dem elfseitigen Dokument heißt es: "Wenn nicht mehr alle kritisch erkrankten Patienten auf die Intensivstation aufgenommen werden können, muss analog der Triage in der Katastrophenmedizin über die Verteilung der begrenzt verfügbaren Ressourcen entschieden werden." So sei es "unausweichlich", eine Auswahl zu treffen, welche Patienten akut- oder intensiv-medizinisch behandelt werden "und welche nicht (oder nicht mehr)".

Die höhere Überlebenswahrscheinlichkeit entscheidet

Gibt es also mehrere Patienten in kritischem Zustand, aber nicht genügend Ressourcen, müssten Ärzte allein nach den klinischen Erfolgsaussichten entscheiden. Zum Beispiel: Wie ist der allgemeine Gesundheitsstatus? Welche Vorerkrankungen hat der Patient? Wie hoch ist der Sauerstoffgehalt im Blut?

Es ist nach den deutschen Richtlinien nicht zulässig, aufgrund des Alters oder sozialer Kriterien eine Entscheidung zu treffen.

Die Empfehlungen sprechen sich außerdem für ein Mehr-Augen-Prinzip aus. Wenn möglich sollten zwei intensivmedizinisch erfahrene Ärzte gemeinsam mit einem Vertreter des Pflegepersonals und anderer Fachleute beschließen, welche Patienten welche Behandlung bekommen. Dabei dürfen Corona-Erkrankte auch nicht vor beispielsweise Krebs- oder Schlaganfall-Patienten bevorzugt werden.

Generell gilt immer die Regel: möglichst viele Menschenleben retten.

 

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.

Verwendete Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Ärzte Zeitung
  • DIVI-Register
  • Eigene Recherche