Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Neues Zuhause für die Griesheimer Wehr

 Die Brandschützer und ihr Nachwuchs freuen sich über Bauarbeiten, die im Zeitplan geblieben sind

Branddezernentin Annette Rinn (FDP) überbrachte zur Einweihung des neuen Feuerwehrgerätehauses –hier die Fahrzeughalle – die Grüße der Stadt; Feuerwehrfrau Lisa Seibold moderierte gekonnt wie ein Profi. © Maik ReußGriesheim – Immer wieder hatte der engagierte Feuerwehrkamerad Horst Marquardt bei Sitzungen und Jahreshauptversammlungen nachgebohrt: Wann kommt das neue Gerätehaus? Wehrführer Lucas Sattler, der 2011 von der Jugendfeuerwehr in die Einsatzabteilung wechselte und im März 2023 die Nachfolge von Wehrführer Alexander Dorn angetreten hatte, wusste keine Antwort. Und dann ging es plötzlich ganz schnell: „Ihr müsst bald ausziehen“, habe es plötzlich geheißen. Die Freiwillige Feuerwehr kam bei den Kollegen im Nachbarstadtteil unter, wurde von den Nieder Kameraden aufgenommen.

Am Freitag ist das neue Feuerwehrgerätehaus nach knapp anderthalb Jahren Bauzeit eingeweiht worden. Es steht in der Jungmannstraße, quasi auf dem alten Grundstück. Allerdings mit Erweiterung: Dazugekommen ist ein Nachbargrundstück, das einem alten Ehepaar gehörte, und dieses Ehepaar wollte zeitlebens, dass die Feuerwehr es bekommt. Die Erben haben diesen Wunsch berücksichtigt und das Grundstück an die Stadt verkauft – obwohl es höhere Angebote gab.

2010, unter dem langjährigen Wehrführer Fritz Diederich, entstand die Idee, die Wache der Wehr durch einen Neubau zu ersetzen. Die erst 1984, also vor etwas mehr als vier Jahrzehnten, in der Jungmannstraße eingeweihte Wache erfüllte die Anforderungen nicht mehr; seit der Gründung einer Jugendfeuerwehr 1987 und nicht zuletzt durch die Öffnung der Einsatzabteilung für Frauen fehlte es an Platz, und auch für die gewachsene Einsatzabteilung reichten die Räumlichkeiten nicht mehr aus. 2017, so hieß es, sollte ganz sicher gebaut werden, dann war von 2019 die Rede, denn 2018 wurde die Baugenehmigung erteilt. Wann geht‘s endlich los?, fragte immer wieder Horst Marquardt, denn der Neubau wer in die Liste der noch offenen Projekte des sogenannten Prioritätenprogramms aufgenommen worden.

Die neue Wache der Freiwilligen Feuerwehr Griesheim liegt wie bisher an der Jungmannstraße. HOLGER VONHOFIm Juni 2024 – Fritz Diederich war längst Ehrenwehrführer – ging es tatsächlich los, im September 2025 schon, so hieß es, sollte alles fertig sein. Stadträtin Annette Rinn (FDP), als Dezernentin für Ordnung, Sicherheit und Brandschutz auch für die freiwilligen Feuerwehren zuständig, räumte bei der Eröffnung am Freitag ein, dass sie beim festlichen ersten Spatenstich im Sommer vorigen Jahres an dem ambitionierten Zeitplan gezweifelt habe: „Es ist bei der Stadt Frankfurt nicht unbedingt üblich, im Zeitplan und im Budget zu bleiben.“

Markus Röck, Direktor der Frankfurter Branddirektion, nahm den Ball auf: „Wenn‘s gewünscht wird, können wir Budgets auch überziehen.“ Rund 5 Millionen Euro hat die BKRZ verbaut. BKRZ steht für „Brandschutz-, Katastrophenschutz- und Rettungsdienstzentrum Grundstücksgesellschaft; die GmbH & Co. KG ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Frankfurt und spezialisiert auf den Bau von Wachen – was erklärt, warum Budget und Zeitplan eingehalten wurden. Der Zeitplan allerdings dann doch nicht ganz: „Wir waren acht Wochen im Verzug“, räumte Röck ein. Die BKRZ könne eine Wache pro Jahr bauen und gleichzeitig eine weitere planen. Ein „limitierendes Element“ beim Ausbau der Wachenstruktur seien fehlende Grundstücke: „Wenn Sie eins kennen, rufen Sie uns an.“

Stadtbrandinspektor Dirk Rübesamen, Chef des Kreisfeuerwehrverbands, frohlockte: „Es ist vollbracht. 15 Jahre hat es gedauert.“ Ein neues Haus ziehe immer auch neue Mitglieder an, und das sei gut so: „Ohne unsere Jugend können wir nicht existieren.“ An die Politik richtete er den Aufruf, nicht auf Kante zu planen: „Macht das so, dass etwas Reserve da ist.“ Bei 30 Wehrleuten müsse man mit mehr als 30 Spinden planen. Die neue Wache in Griesheim ist ein modernes Feuerwehrhaus mit drei Fahrzeugstellplätzen, einem Trocknungsraum und einer Kleinwerkstatt sowie einem angrenzenden Funktionstrakt auf drei Etagen – mit Wärmepumpe, Photovoltaik und Dachbegrünung.

Horst Marquardt, 70 Jahre Mitglied der Griesheimer Wehr, hat die Einweihung nicht mehr erlebt; seine Witwe Inge saß in der ersten Reihe. Für Wehrführer Lukas Sattler steht fest: „Wir werden unseren Schulungsraum nach ihm benennen.“HOLGER VONHOF