Kreisfeuerwehrverband
Frankfurt am Main 1869 e.V.

„Unser Ziel heißt Innovation!“

Endlich! Die Feuerwehren dürfen wieder üben

Zwischen dem Main und der Höchster Stadtmauer halten die Kameraden der Zeilsheimer Feuerwehr seit neuestem wieder ihre Übungen ab. foto: feuerwehr zeilsheimFRANKFURTER WESTEN - Vier-Stufen-Plan und gesunkene Inzidenzwerte machen's möglich

André Lamprecht, Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Höchst, bringt die Sache auf den Punkt: "Ein Feuer kann man nicht theoretisch löschen - und ein Menschenleben nicht theoretisch retten." Umso größer ist jetzt die Erleichterung bei den Kameraden im Frankfurter Westen: Die Feuerwehren dürfen nach monatelanger Pause wieder stadtweit den Ernstfall proben - unter entsprechenden Sicherheitsauflagen, versteht sich.

"Wir sind sehr erleichtert, dass wir wieder üben können", macht Lamprecht klar. Mittwochs, donnerstags und freitags läuft ab sofort die Ausbildung an Löschschläuchen und Leitern vor dem Feuerwehrhaus in der Palleskestraße, jeweils in Sechser-Gruppen, die jeweils an einem Tag in der Woche trainieren.

Möglich machen es die jüngst unter 165 gefallenen 7-Tage-Inzidenzwerte in der Stadt Frankfurt, gestern sank der Wert unter 100, und ein Vier-Stufen-Plan der Branddirektion und des Kreisfeuerwehrverbandes Frankfurt, den Lamprecht erläutert: Demnach erlaubt die erste Stufe bis zu einer Inzidenz von 35 eine normale Ausbildung in gewohnter Gruppenstärke - wenn auch mit der in Pandemiezeiten üblichen Maskenpflicht und Abstandswahrung.

Teilnahme nur nach Selbsttest möglich

Bei Stufe zwei, die bei einer Inzidenz von 35 bis 100 gilt, dürfen zwölf Feuerwehrleute pro Tag üben, allerdings getrennt in zwei Gruppen: "Die eine trainiert dann beispielsweise von 18 bis 20, die andere von 19 bis 21 Uhr - begegnen dürfen sie sich dabei nicht", erklärt Lamprecht.

Stufe drei schließlich gestattet es einer sechs Mann starken Truppe pro Tag, die für Einsätze nötigen Handgriffe zu üben. Bei Stufe zwei und drei muss jeder Feuerwehrmann wiederum vorher einen negativen Selbsttest vorweisen, um teilnehmen zu können. Liegt der Inzidenzwert jedoch, wie es in den vergangenen Monaten der Fall war, über 165, ist Stufe vier erreicht - "dann sind jegliche Präsenzübungen untersagt", sagt der Höchster Wehrführer.

Die Stimmung unter der Kameraden, so hat er beobachtet, hellt sich derzeit nicht nur wegen des vorsichtigen Neustarts auf. "Da wir Feuerwehrleute ja in die Priorisierungsgruppe 3 fallen, haben die meisten von uns schon ihre erste Impfung hinter sich", berichtet er. "Zusammen mit der hoffnungsvollen Pandemie-Entwicklung steigert das schon die Laune."

Die ist auch bei den 22 Kameraden und zwei Kameradinnen in Zeilsheim auf dem aufsteigenden Ast: "Wir freuen uns alle darüber, dass es wieder losgeht", erklärt René Priebe, Chef der Freiwilligen Feuerwehr im Stadtteil. Man habe sich für die Schulungen der Einsatzkräfte in den vergangenen Monaten mit Online-Unterricht beholfen - "aber das bleibt letztlich doch graue Theorie", urteilt Priebe.

Es sei vor allem der Sicherheitsaspekt, der ihm und den anderen ehrenamtlichen Kräften am Herzen liege. "Natürlich sind wir die ganze Zeit auch während der Pandemie im Einsatz geblieben", sagt er. "Aber bei der Gefahrenabwehr gibt es einfach auch immer wieder Situationen, die nicht alltäglich sind - und die muss man üben."

Als Beispiel nennt er den Einsatz von Anstell-Leitern. "In Frankfurt verwenden wir meistens die 23 Meter hohen Drehleitern bei den Einsätzen - geeignet für höhere Häuser. Um sie auszufahren, brauche es aber Platz. "Löschen wir auf beengterem Raum, etwa in der Zeilsheimer Kolonie oder der Höchster Altstadt, greifen wir auf unsere zwei Anlege-Leitern zurück, mit denen wir auch in höhere Stockwerke kommen", erläutert der Wehrführer.

Routine-Abläufe sind wichtig

Da die fachgerecht manuell aufgestellt werden müssten, seien hier geübte Routine-Abläufe, die in Fleisch und Blut übergehen, besonders wichtig.

Auch bei den anderen Wehren im Frankfurter Westen herrschte Erleichterung darüber, dass es nun wieder losgeht: "Nach rund 25 Wochen der Zwangspause wegen den hohen Inzidenzzahlen konnte unsere Einsatzabteilung diese Woche endlich wieder mit dem Übungsdienst beginnen", verkündete etwa die Freiwillige Feuerwehr Nied auf ihrer Facebookseite.

Mit mehreren kleinen Gruppen, viel Abstand und Schnelltests vor jedem Übungsdienst solle die Gefahr einer Ansteckung minimiert werden. Wenig überraschend: "Trotz aller Auflagen war die Wiedersehensfreude bei den Kameraden groß." michael forst